Bei Trost bleiben
Bei Trost bleiben
„Zuversicht – sieben Woche ohne Pessimismus.“
Wer hätte gedacht, dass das diesjährige Motto der evangelischen Fastenaktion zur Passionszeit uns so im Kern treffen würde. In guten Zeiten Zuversicht zu haben, das ist nicht so schwer. Doch wenn wir in den Grundlagen dessen, wie wir unser Leben gestalten, eingeschränkt werden, wie das jetzt der Fall ist, dann gerät manches ins Wanken, auch die Zuversicht.
Zuversicht speist sich aus der Erfahrung eines Getragen Werdens. Oder anders gesagt, aus der Erfahrung, in schlimmen Situationen, Trost bekommen zu haben. Wie heilsam war es als Kind, wenn auf die blutende Wunde gepustet, ein Stück Schokolade gelegt und „Heile, heile Segen, wird schon wieder gut …“ gesungen wurde. Aus Zuwendung wurde Trost.
Es braucht Trost in diesen Zeiten. Doch: Wie bleiben wir bei Trost?
„Bist du noch ganz bei Trost?“, so wird schon mal gefragt, wenn meinem Gegenüber mein Handeln und Reden völlig daneben vorkommt.
In Krisenzeiten fragt man sich das dann auch, ist das alles noch angemessen, sind die Verantwortlichen bei Trost. Von was lassen sie sich leiten in ihren Entscheidungen? Von Angst, von Sachverstand, vom Gebot der Stunde?
Bei Trost zu bleiben, in den weltweiten und nahe gekommenen Krisen und mit den persönlichen Verlusten, das will immer wieder errungen werden.
Was bedeutet „Trost“ und „getröstet sein“?
Zum Wortfeld von „Trost“ gehört „trauen“ und auch „Treue“. Diese Wörter gehen auf einen indogermanischen Wortstamm zurück, der „Baum“ bedeu-tet.
Wer also bei Trost ist, der ist wie ein Baum, so könnte man vielleicht sagen. Ist verwurzelt, hat einen festen Stand und zieht mit den Wurzeln Nahrung aus der Erde. Der Baum hat Anteil am Jahresrhythmus, an Werden und Vergehen. Der Baum, in der Erde verwurzelt und dem Himmel zustrebend. Ein Symbol für Stärke.
Wie heißt es in Psalm 1:
„Glücklich die Frau, der Mann, die ihre Lust haben an der Weisung Gottes … Wie Bäume werden sie sein – gepflanzt an Wasserbächen, die ihre Frucht bringen zu ihrer Zeit, und ihr Laub welkt nicht“. Die Weisung Gottes, die Geschichten der Bibel, sind Trostgeschichten. Sie wollen uns stärken in all dem Umgetriebensein, in unseren Ängsten. Sie wollen uns Orientierung und Zuversicht schenken, damit wir nicht kopflos, trostlos agieren. Sie verwurzeln uns, so dass der Sturm uns nicht umreißen muss.
„Bei Trost sein“: Ich komme mit den Herausforderungen des Lebens zurecht und kann angemes-sen meine Arbeit, meine Beziehungen, das Leben gestalten.
„Bei Trost bleiben“: Verwurzelt bleiben in den Zusagen Gottes, und auf das Wohlwollen Gottes vertrauen in aller Brüchigkeit des Lebens.
Wir werden dieses Osterfest ganz anders feiern. Viele für sich alleine. Verbunden über das Telefon und die Medien, wenn es gut geht. Und so wird es darauf ankommen, unseren Trost mit anderen zu teilen. Trost zu spenden und die Auferstehung zu verkündigen: Das Leben wird neu geboren, wir werden auferstehen und uns für ein gutes Leben stark machen, weil wir bei Trost sind.
Wir sind angesehen, begleitet und gestärkt vom Lebendigen und Mitgehenden. Wir finden im Schatten seiner Flügel Zuflucht. So können wir in den Dunkelheiten des Lebens bei Trost, bei Stär-ke, bei Zuversicht bleiben und Ostern feiern.
Johanna Wittmann