Gute Frage
Was möchte theologische und religiöse evangelische Erwachsenenbildung?
Evangelische Erwachsenenbildung versteht sich in der Nachfolge der Bildungsoffensive der Reformation.
Die reformatorischen Einsichten von Würde, Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen sind konstitutive Elemente der evangelischen Bildungsarbeit.
Evangelische Erwachsenenbildung nimmt die Herausforderungen des Lebensalltags der Menschen unter den gesellschaftlichen und globalen Bedingungen wahr und antwortet mit dem Konzept der lebensbegleitenden Bildung.
Tiefgreifende Veränderungsprozesse und Krisen werden derzeit sehr bewusst, bedingt durch die Klimakatastrophe, Pandemie und den Krieg, der unmittelbar das Leben und die Versorgungslage beeinflusst.
Hinzu kommt vielfach ein Verlust an christlich-religiöser Bindung. Andererseits gibt es aufgrund dieser rasanten Veränderungsprozesse und existentiellen Nöte eine Suche nach Orientierung, Halt, Werten und Beheimatung.
Ihre Wurzeln hat evangelische Erwachsenenbildung in der Kommunikation des Evangeliums und verortet diese im Kontext evangelischen Bildungshandelns als protestantische Verpflichtung.
Fünf Thesen zur religiösen Bildung in der Erwachsenenbildung (DEAE)
- Religiöse Bildung befähigt zur Reflexion und zum Handeln
- Religiöse Bildung ist breit vernetzt, sie vollzieht sich im Dialog und in Resonanz
- Religiöse Bildung reflektiert Religion(en) und trägt zur Versöhnung bei
- Religiöse Bildung weiß um die Brüchigkeit im Leben und entwickelt Visionen
- Religiöse Bildung braucht Forschung und Finanzen
Evangelische Erwachsenenbildung entwickelt theologische und religionspädagogische Bildungsangebote für Ehrenamtliche und Mitarbeitende in der Kirche und unterstützt die Kirchengemeinden in ihrem Bildungsauftrag.
Evangelische Erwachsenenbildung erweist sich als Teil von Kirche und öffentlich verantworteter Weiterbildung als eine Schnittstelle, die den Diskurs darüber, wie wir in dieser Gesellschaft leben wollen befördert kann, indem sie christliche Traditionen und Werte einbringt.
Theologische und religiöse Bildung stärkt die Beheimatung in der eigenen Religion und eröffnet die Gastfreundschaft mit anderen, fremden Religionen (Frieder Harz).
Im Blick ist eine gute Grundbildung und die Beförderung der Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen.
Sie befördert den Interreligiöser Dialog und trägt zu mehr Verstehen des „Fremden“ bei. Dies ist auch ein Beitrag zum Frieden in den Gesellschaften.
Evangelische Erwachsenenbildung bietet dafür Raum.
Die Wahrnehmung der religiösen und theologischen Bildung als Kernaufgabe schärft das Profil der evangelischen Erwachsenenbildung.
Johanna Wittmann, 2023