Die Quarantäne und die Zahl 40 in der Bibel
Die Quarantäne und die Zahl 40 in der Bibel. Was steckt dahinter?
Nicht sofort bringt man die Zahl 40 mit Quarantäne in Verbindung.
Der Begriff hat sich verselbständigt und ist uns in Pandemie Zeiten sehr vertraut geworden. Quarantäne heißt, sich von anderen separieren, niemanden begegnen, um keine andere Person anzustecken. Die Dauer der Quarantäne ist dabei durchaus variabel.
La Quarantaine im Französischen meint die Anzahl von 40 Tagen. Schiffe, mit Seuchenverdächtigen Personen mussten 40 Tage im Hafen liegen bleiben, bevor die Menschen von Bord gehen konnten.
Besonders in Zeiten, in denen die Pest in Europa wütete mussten die Schiffe, wenn sie etwa in Venedig oder Marseille anlandeten zunächst 30, dann aber je heftiger die Pest herrschte 40 Tage im Hafen bleiben.
Es könnte sein, dass es diese 40 Tage brauchte, um wieder in den Zustand der Reinheit zu kommen und von der Seuche frei zu werden. Möglicherweise ein Erfahrungswert.
In der medizinischen Lehre des antiken Arztes Hippokrates wiederum, wird davon ausgegangen, dass der Wendepunkt einer Krankheit nach 40 Tagen erfolgt.
In der Bibel begegnet die Zahl 40 immer wieder. Sie zieht sich als Erzählmotiv durch das 1. und 2. Testament.
Ziemlich am Anfang der Bibel tritt die Zahl 40 zum ersten Mal in der Erzählung von der Sintflut auf: „An diesem Tag brachen alle Quellen auf, die Luken des Himmels öffneten sich.
Der Regen ergoss sich 40 Tage und 40 Nächte über die Erde.“ Genesis/ 1. Mose 7,11-12
Besonders bekannt ist die 40 jährige Wüstenwanderung des Volkes Israel nach dem Auszug aus Ägypten. 40 Jahre umfassen eine ganze Generation. Wir können vermuten, dass von denen, die loszogen und dem Pharao entkamen, niemand mehr das Gelobte Land erreichte. Eine neue Generation, die sich nicht nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurück sehnten, sollten den Jordan überschreiten und das Land, in dem Milch und Honig fließt einnehmen. Die Zahl 40 steht so symbolisch für die Dauer eines Menschenlebens.
In den Erzählungen um Mose, der das Volk aus Ägypten geführt hat, zusammen mit Mirjam und Aaron, begegnet besonders oft die 40.
„ Und Mose ging mitten in die Wolke hinein und stieg auf den Berg und blieb auf dem Berge 40 Tage und 40 Nächte.“ Exodus/2. Buch Mose 24,18.
Mose verbringt 40 Tage und 40 Nächte auf dem Berg Sinai. solange braucht es bis Gott mit ihm die Gesetzestafeln zustande bringt. Diese Gebote sollen der Leitfaden für das Leben im Gelobten Land sein. Mose selbst wird nicht mit über den Jordan kommen. Er gehört zur anderen Generation. Sein Auftrag ist an der Grenze erfüllt.
In der jüdischen Tradition wird das Leben des Mose in 3 mal 40 Jahre eingeteilt.
40 Jahre lebt er sein Leben, dann wird er berufen von Gott, Israel aus Ägypten zu führen mit einer 40 jährigen Vorbereitungszeit. 40 Jahre übt er dann sein Amt aus.
Von David und Salomo wird erzählt, das sie ihr Königsamt 40 Jahre ausgeübt haben.
So kennt man es auch von babylonischen Herrschern.
Und im griechischen Kontext damals zählt die 40 als Lebensmitte, in der man im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte ist, sozusagen in der Fülle des Lebens steht. Die islamische Tradition datiert die Offenbarung des Koran in Mohammeds 40. Lebensjahr.
Es ist durchaus möglich, dass das Judentum im babylonischen Exil mit der 40 als bedeutender Zahl in Berührung kam und die 40 so Eingang in die Erzählungen des 1. Testaments fanden.
Bekannt ist die Geschichte von der Versuchung Jesu in der Wüste.
Jesus zieht sich 40 Tage in die Wüste zurück und fastet, so lesen wir es im Matthäusevangelium, Kapitel 4.
Jesus wird vom Teufel versucht. Diese 40 Tage sind eine Zeit der Bewährung.
Jesus besteht sie. Das Volk Israel besteht die Bewährung nicht. Während Mose auf dem Berg ist, schmieden sie das goldenen Kalb als Ersatzgott.
Die 40 Tage Fastenzeit finden dann Eingang ins Kirchenjahr. 40 Tage vor Ostern liegt eine Fastenzeit, die Sonntage werden nicht mitgezählt, so kommt man auf die Zahl 40. und noch einmal vor Weihnachten, die Adventszeit, eine Fasten, Buß- und Vorbereitungszeit.
Nach Ostern gibt es wiederum einen Zeitraum von 40 Tagen, in denen der Auferstandene sich seinen Jünger_innen zeigt und mit der Himmelfahrt ist diese Zeit dann beendet. Jesus wird aufgenommen in die Himmel bei Gott.
Die Fastenzeiten des Islam betragen ebenso 40 Tage und haben eine ganz ähnliche Bedeutung wie die Fastenzeiten im christlichen Kirchenjahr.
Es bleibt trotzdem die Frage, warum wurde die 40 so bedeutsam?
Womöglich hat es mit kosmischen Vorgängen zu tun.
Die Plejaden, das Siebengestirn, ist immer mal wieder für 40 Tage nicht am Himmel zu sehen.
An manchen Orten der Erde verschwinden die Plejaden im Frühjahr und im Herbst vom Nachthimmel für 40 Tage. im Vorderen Orient waren die Plejaden wichtig für den Kalender des Volkes. An ihrem Erscheinen und Verschwinden hat man sich orientiert. Sie haben auch im östlichen Mittelmeerraum das Jahr eingeteilt und Orientierung gegeben.
„ Wenn das Gestirn der Plejaden emporsteigt,
dann beginne die Ernte.
Doch pflüge, wenn sie hinabgehen.
Sie sind 40 Tage und 40 Nächte eingehüllt,
doch wenn sie wieder leuchtend erscheinen,
erst dann beginne die Sichel zu wetzen.“
Hesiod
Die Rätsel um die Zahl 40 bleiben. Es gibt Spuren, die Aufschlüsse geben und die Bedeutung der Zahl 40 zum Teil erklären. Mehr aber nicht.
https://www.deutschlandfunk.de/sintflut-fastenzeit-und-quarantaene-die-40-als-100.html
Johanna Wittmann