„Fasten – Ist das nicht was Katholisches?“
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„Fasten – Ist das nicht was Katholisches?“
Ja, es gibt sie, die Tradition in den evangelischen Kirchen, die das Fasten kritisch sieht. Hat sich doch auch Luther in seinem Kampf gegen den Ablass, auch gegen das Wallfahrten und das Fasten gewandt. Der Hintergrund allerdings war, Luther hat die Teilnahme an Wallfahrten und das Fasten abgelehnt, wenn diese religiösen Praktiken dazu gebraucht werden sollten, sich das Heil zu verdienen und Sündennachlass zu erwerben.
Die Reformatoren betrachteten das Fasten als einen rein äußerlichen Akt der Religiosität. Dennoch ist der Brauch des Fastens im Protestantismus nicht unbekannt.
Zumindest am Karfreitag ist der Verzicht auf Fleisch für viele Evangelische selbstverständlich.
Das Fasten erfährt heute – wie auch das Pilgern – eine Renaissance. Das Fasten wird wieder entdeckt in den evangelischen Kirchen. Nicht zum Heilserwerb und um der Erlösung willen, die ist im protestantischen Glauben ein für alle Mal durch Jesus Christus gegeben.
Fasten wird entdeckt als Hilfe zu bewusstem Leben, zur Reinigung von Körper und Seele, als Konsumverzicht und als Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung.
Die Aktion „Sieben-Woche- ohne“ unterstützt diese Bewegung und hat sie auch befördert. So wird die Fastenzeit, protestantisch Passionszeit genannt, die sieben Wochen von Aschermittwoch bis Karsamstag eine wieder bewusst gestaltete Zeit im Kirchenjahr.
Nein, Fasten ist nicht nur etwas Katholisches. Der Islam und das Judentum kennen ebenso diese Praxis. In den evangelischen Kirchen wird das Fasten auf ganz individuelle Weise wieder entdeckt und praktiziert und nicht weiterhin nur als rein äußerlicher Akt des Glaubens empfunden, sondern als Teil einer gelebten Spiritualität.
Johanna Wittmann