Freiheit – Welche ist gemeint?
Freiheit – Welche ist gemeint?
Das Thema „Freiheit“ wurde als Motto für das Jahr 2011 in der Lutherdekade in Verbindung mit der Taufe gewählt.
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Steht fest und lasst euch nicht wieder unter ein knechtisches Joch spannen!“ so schreibt es Paulus im Galaterbrief (5,1).
Freiheit, ein hohes Gut:
Bewegungsfreiheit, Reisefreiheit, Meinungsfreiheit.
Selbstbestimmung, Individualität, Wahlrecht. Gleichberechtigung.
Immer wieder erkämpft gegen Obrigkeiten staatlicher und auch kirchlicher Gewalt.
Und vielen ist sie heute noch verwehrt.
Freiheit heißt aber auch: Ich muss entscheiden. Ich habe die Verantwortung, ich habe die Wahl.
Ich bin auf mich alleine gestellt. I am forced, to be free.
Ich wähle und das heißt, Alternativen schließen sich aus. Wenn ich rechts gehe, kann ich nicht links gehen.
Meine Freiheit ist zu wählen, damit schließe ich Anderes aus.
Eine Entscheidung ist auch immer eine Entscheidung gegen.
Freiheit und Schuld liegen nahe beieinander. Freiheit und Verantwortung!
Keine Verantwortung zu übernehmen, heißt die Freiheit zu leugnen.
Und Menschen haben auch Angst vor dem weiten Raum, den die Freiheit gewährt.
Menschen wehren sich gegen Freiheit auf ganz unterschiedliche Weise:
Aktion etwa als Abwehr von Freiheit: Vieles zu tun, heißt womöglich, nicht das zu tun, was nötig ist, heißt nicht zu entscheiden. Oder die Entwertung von Alternativen. Weiter: Entscheidungen zu delegieren, zu verschieben.
Für die Freiheit braucht es Regeln, damit die Freiheit nicht baden geht.
Die 10 Gebote zwischen Ägypten und dem gelobten Land verkündet, wollen Orientierungen geben, damit wir nicht in der Freiheit untergehen.
Freiheit heißt, Verantwortung übernehmen.
Gleichermaßen gilt, Verantwortung gibt es nur, wo es Freiheit gibt.
Erwachsenenbildung findet statt zwischen den Polen: Freiheit und Orientierung
In der Erwachsenenbildung übernehmen Menschen Verantwortung für ihre Bildung.
Die Jahreslosung für 2011 lautet:
Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem.
In der Erwachsenenbildung heißt das für mich: Der Verführung zum Vorgeben, zum Verkünden von allgemeinen Wahrheiten zu widerstehen.
Stattdessen gilt es, zum Dialog einzuladen. Unterschiedliche Positionen zu Wort kommen zu lassen.
Radikalisierungen zu widerstehen. Fundamentalismus zu widerstehen. Bevormundung zu widerstehen.
Die Verantwortung anderen nicht wegzunehmen. Und die eigne Verantwortung für den Raum der Begegnung, des Gesprächs und der Wertschätzung zu übernehmen.
Johanna Wittmann