Kann Glaube eigentlich vermittelt oder weitergegeben werden?
Kann Glaube eigentlich vermittelt oder weitergegeben werden?
Von neuer Religiosität ist die Rede und von einer Herausforderung an die etablierten Kirchen ihr Ur–Eigenes wieder vermehrt ins Gespräch zu bringen und Glauben weiterzugeben. Doch die Frage bleibt, geht das überhaupt, Glauben vermitteln, Glauben weitergeben?
Sicherlich nicht so, wie man ein Paket weitergibt, dessen Inhalt dann unverändert bei der anderen Person ankommt. Schon Sachinformationen lassen sich so nicht vermitteln.
Und doch ist es auch so, dass es wieder mehr die Sache der Institution Kirche ist, den Wert des christlichen Glaubens für das Leben aufzuzeigen und auch dafür zu werben und die Menschen damit in Kontakt zu bringen.
Wenn wir die neueren Bildungstheorien ins Gespräch bringen, dann gehen wir davon aus, dass Bildung immer letztendlich Selbstbildung ist, auch bei Kindern. Niemand kann einen anderen Menschen “bilden“, das widerspricht auch theologisch einem christlichen Menschenbild. Das würde den anderen, die andere zum Objekt machen.
Und die Erfahrungen zeigen, die Intentionen des Lernens sind nicht identisch mit dem, was letztlich gelernt wird. Das gilt auch und besonders für so etwas Persönliches wie den Glauben. Allerdings geht Lernen und Bildung auch nicht ohne Anregung von Zweiten und Dritten. Es braucht Impulse.
Hier schließt sich der Bogen zur Bedeutung der Kirche für den Glauben: „Wenn Menschen keinen Kontakt zur christlichen Tradition bekommen, wird es unwahrscheinlich, dass sie den christlichen Glauben als wertvoll für ihr Leben entdecken“ (Uta Pohl-Patalong).
Damit das aber gelingen kann braucht es einen Bezug zwischen Tradition und Lebenswelt.
Es geht sozusagen um die „Lebenstauglichkeit“ von Religion und Glauben.
Passt sie zu dem wie ich mein Leben wahrnehme, was ich wichtig im Leben finde und hilft sie mir mein Leben zu gestalten? Es ist die Herausforderung, die Lebenstauglichkeit und Lebensdienlichkeit des christlichen Glaubens zu zeigen.
Es geht darum, die Lebenssituationen von Menschen wahrzunehmen, ihre Fragen aufzunehmen und kirchliches Handeln im Blick auf diese zu gestalten.
So kann zwar nicht Glaube weitergegeben werden wie ein Paket, aber es kann vom Glauben erzählt, und es können Traditionen und Rituale eröffnet werden, so dass eigene Zugänge gefunden werden können.
So hat Alexander, damals 4 Jahre alt, bei der Taufe seines Cousins seinen Zugang gefunden. Er hat den Pfarrer so verstanden: „Ich taufe dich im Namen vom Gott und Jesus und der heiligen sieben Geißlein“, und schon war seine Welt mit dabei.
Johanna Wittmann