Mischt Gott sich ein ?
Mischt Gott sich ein ?
Was für eine Frage!? Das ist doch eine grundsätzliche Glaubenshaltung, das Rechnen mit Gott und dass er sich einmischt, in mein Leben, ins Weltgeschehen. Von Krankheiten heilt, Politiker zur Vernunft bringt, Katastrophen abwendet.
„ Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden und schütze mich vor meinen Widersachern.“ (Ps.59.2) Immer wieder lesen wir in den Psalmen von der Bitte um Gottes Eingreifen. Die schreckliche Situation, in der sich der Betende befindet, soll mit Gottes Hilfe überwunden werden.
Also ja, Gott mischt sich ein! Aber wie?
Damit Gott etwas für mich tut, meine Wünsche erfüllt, braucht es Gebete, das war meine Vorstellung als Kind. Man muss intensiv beten und mit ganzem Herzen, dann lässt Gott sich erweichen und erhört die Gebete. Gott ist ja allmächtig, kann alles bewirken. Wurden die Gebete nicht erhört, dann lag es nicht an Gott, sondern am Beter, der Beterin. Irgendetwas war nicht richtig gelaufen.
Katastrophen gehören zu den täglichen Nachrichten, die uns erreichen. Taifune, Überschwemmungen, Erdbeben, Anschläge, Kriege, Hungersnöte zerstören Menschen und Natur. Warum greift Gott nicht ein? Warum, lässt Gott das zu? So fragen die Menschen. Wie kann da noch vom Eingreifen Gottes, von einer göttlichen Allmacht gesprochen werden?
Gottes Einwirken und Mitmischen geschieht offensichtlich nicht so, indem Naturgesetze durchbrochen werden oder Menschen von ihrem schädigenden Tun durch einen göttlichen Eingriff von außen abgehalten werden.
Und doch bezeugen die Religionen und ihre Erzähltraditionen immer wieder das Wirken und das Einmischen Gottes.
In der Bibel zum Beispiel. Da ist Hiob. Ihm hat das Leben übel mitgespielt. Er verliert alles. Seine Familie, seinen Besitz, seine Gesundheit. Er kämpft mit Gott. Hiob kämpft um einen gerechten Gott und gibt sich nicht zufrieden mit den pädagogischen Erklärungen seiner Freunde, die ihm einen Sinn dieses Leides einreden wollen. Noch mitten in seinem Kämpfen, kann Hiob sagen: Gott tut große Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zählen sind (Hiob 9,10). Und letzten Endes kann Hiob Gottes Eingreifen für sich und sein Leben erfahren.
Ein Besuch in der Wallfahrtskirche in Klausen in der Eifel. Votivtäfelchen bezeugen das Wirken Gottes. Gebete wurden erhört. Heilung wird mit Gottes Hilfe in Verbindung gebracht.
Das Tun Gottes und seine Wunder liegen nicht vor aller Augen, sie sind nicht offensichtlich. Oft erst im Nachhinein kann das Geschehene als ein Wirken und Einmischen Gottes gedeutet, als ein Wunder geglaubt werden. Und so manch anderer sieht dieses Wunder nicht.
Ja, es ist eine Sache des Glaubens, eine Herzensangelegenheit, mit dem Einmischen Gottes zu rechnen. Und zutiefst zu hoffen, dass Gott dabei ist in den Nöten des Lebens und der Welt. Und wir nicht alleine sind in unserem Tun und Lassen. Diese Hoffnung trägt das Leben.
Fulbert Steffensky beschreibt es so:
„Hoffen heißt auch den Hoffenden spielen, Hoffen heißt auch sich gegen das eigene Herz als Hoffende aufzuführen.
Es heißt also arbeiten, kämpfen, reden als ginge das Leben und als sei es nicht vom Äußersten bedroht.
Es heißt übrigens nicht nur arbeiten. Es heißt auch Musik hören und Wein trinken und Bücher lesen und Freundinnen besuchen und tun, als hätte man alle Zeit der Welt.
Noch einmal, man muss sich zwiespältig machen und sich den Riss in die eigene Hoffnungslosigkeit erlauben. Nur so kann man leben“.
„Wunder geschehen, ich war dabei“, singt Nena, „ wir dürfen nicht nur an das glauben, was wir sehen.“ Mischt Gott sich ein? Die Antwort darauf ist eine persönliche. Sie fordert eine Entscheidung für die Hoffnung und ein Vertrauen darauf, dass diese Welt von Gott getragen ist.
Johanna Wittmann