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Neugier – Was geschah im Paradies?

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Neugier – Was geschah im Paradies?

„Wäre Eva mal nicht so neugierig gewesen, dann wären wir alle noch im Paradies!“ Ein gern gesagter Satz, besonders Frauen wurde er schon mal entgegen gehalten. Zumal wenn diese ihre ihnen zugewiesene Rolle verlassen und tatkräftig in von Männern dominierte Bereiche vorzudringen drohten. In der Vergangenheit waren dies Schulen, Universitäten, Lehrbetriebe, Kunst und Literatur und der öffentliche Bereich und dessen Repräsentanz.
Neugierig sein war verpönt. Galt als vorwitzig, naseweis, lästig. Nicht zu viel wissen wollen, nicht zu viel fragen!
Das hat sich inzwischen geändert. Gut so!

Die Geschichte von Adam und Eva und deren Deutung zu Lasten von Eva hält sich allerdings nachhaltig.
Wir wissen, was in der Geschichte geschieht. Das Verbot Gottes wird umgangen. Beide essen von der verbotenen Frucht. Sie wissen plötzlich, dass sie nackt sind. Gott stellt sie, überführt sie ihres Ungehorsams und sie werden aus dem Garten vertrieben. Unter Mühen werden sie den Acker bestellen, gegen Disteln und Dornen kämpfen. Wilde Tiere werden sie bedrohen und unter Schmerzen wird Eva Kinder gebären. Und das alles nur, weil Eva neugierig und ungehorsam war. Mit ihr kam die Sünde in die Welt und sie hat auch noch Adam verführt, es ihr gleichzutun. So geht die Jahrhunderte lange Deutung, die nachhaltig ein negatives Frauenbild im Christentum genährt hat.

Es geht auch anders:
Eva im Garten Eden will wissen, was es mit dem Baum auf sich hat, von dessen Früchten nicht gegessen werden soll.
Eva – sie ist in der Lage, sich die Weisheit der Tiere zu Nutze zu machen – lässt sich auf ein Gespräch mit der Schlange ein, kommunikativ wie sie. Sie versteht die Sprache der Tiere. Der Dialog mit der Schlange lässt sie nachdenken. Die Drohung steht im Raum: „Wenn ihr von den Früchten esst, dann müsst ihr des Todes sterben“. Die Schlange hingegen verspricht: „Keineswegs werdet ihr des Todes sterben, sondern ihr werdet zu Wissen gelangen. Die Augen werden euch aufgehen und ihr werdet Gutes und Böses unterscheiden können und sein wie Gott.“ Das probiert Eva aus, sie riskiert etwas. Beißt in die Frucht und fällt nicht tot um. Sie isst von der Frucht und gibt Adam davon. Sie teilt ihr neues Wissen. Sie behält es nicht für sich.

Pinchas Lapide, ein jüdischer Religionswissenschaftler, der in Frankfurt gelehrt hat, feiert Eva als mutige, kluge Frau. Sie habe Entwicklung ermöglicht, im Gegensatz zu Adam, der kein Engagement zeige und untätig in seiner Unwissenheit verharre.
Also ohne Eva kein sich entfaltendes Leben. Eva ermöglicht durch ihr Tun die Vielfalt des Lebens. Ein Leben, das Höhen und Tiefen kennt, Geboren werden und Sterben, Versuch und Irrtum, Arbeit und Feiern, Kunst und die Entfaltung der Möglichkeiten. Der Mensch wird zum Mit-Schöpfer, zur Mit-Schöpferin.

Eva macht vor, was wir jedem Kind wünschen: Sie wagt sich vor, probiert aus und macht einen Entwicklungsschritt, der sie letztlich erwachsen werden lässt, verantwortlich für ihr Tun und Lassen.

Johanna Wittmann

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