Was ist Gnade?
Was ist Gnade?
„Du bist ein Gott, der mich sieht“. Dieser Satz wird Hagar zugeschrieben. Sie wurde in die Wüste geschickt. Hagar ist die ägyptische Magd von Sara und Abraham. Sie hat für Sara ein Kind bekommen, nachdem diese nicht schwanger wurde und ihrem Mann Abraham vorgeschlagen hat, durch Hagar zu einem Nachkommen zu kommen. Hagar gebar Ismael. Doch das Familienglück währte nicht lange. Sara fühlte sich von Hagar gedemütigt. Sie trete hochmütig gegenüber ihr auf. So klagte sie bei Abraham. Der solle Hagar und Ismael wegschicken. So wurde Hagar in die Wüste geschickt, im wahrsten Sinne des Wortes. Und dort in der Wüste, setzte sie sich nieder, sie und ihr Sohn dem Verdursten nahe, verzweifelt. Da hatte sie eine Begegnung. Sie wurde gefragt: Hagar, woher kommst du? Und wohin gehst du?
Woher kommst Du, Hagar? Was hat dich zu der gemacht, die du heute bist? Was schleppst du mit dir an Lasten, was bringst du mit an guten und schlechten Erfahrungen. Hagar, wo kommst Du her?
Und Hagar, wo willst du hin? Was ist Deine Sehnsucht. Was wünschst du dir noch? Wie soll es mit deinem Leben weitergehen.
„Ein Engel kam zu mir“, so deutet sie diese Begegnung. Er weist sie auch auf die Quelle hin, die in der Nähe aus dem Sand hervorkommt. Der Durst kann gelöscht werden. Das Leben von Mutter und Kind wird gerettet.
Die Begegnung mit dem Engel wird Hagar zur Gottesbegegnung. Die Frage, wo kommst du her und wo willst du hin? Zeigen ihr, hier werde ich gesehen mit einem liebenden Blick. So kann sie sagen und bekennen: Du bist ein Gott, der mich sieht.
Was ist Gnade. Die Geschichte von Hagar erzählt davon. Mit einem liebenden Blick, mit Anmut angesehen werden, das ist Gnade.
Johanna Wittmann