Was wurde eigentlich zu Pfingsten in Jerusalem gefeiert?
Was wurde eigentlich zu Pfingsten in Jerusalem gefeiert?
Spontan möchte man antworten „Pfingsten“ natürlich. Aber das kann nicht sein. In der Apostelgeschichte wird erzählt, dass das Pfingstereignis geschah, als ein jüdisches Fest gefeiert wurde, zu dem Juden und Jüdinnen aus aller Welt nach Jerusalem gekommen waren.
Und auch die Jünger und Jüngerinnen hatten sich in Jerusalem eingefunden und waren an einem Ort zusammen, wie es heißt.
Das jüdische Fest, das gefeiert wurde, ist das Wochenfest, auf hebräisch: Schawuot.
Es wird 50 Tage nach dem Pessachfest gefeiert. Es ist ein Erntefest für die ersten Früchte im Jahr. Zugleich wird das Geschenk der Thora, des Gesetzes, am Sinai Mose und dem Volk Israel gegeben, gefeiert.
Der Dank für den geernteten Weizen und der Dank für die Thora – beides Brot zum Leben – bestimmen das Wochenfest.
Das Buch Ruth gehört als Lesung zu diesem Fest. Es wird da von einer Weizenernte mit Folgen erzählt. Der Name „Ruth“ rückwärts gelesen ergibt im Hebräischen wiederum „Thora“. So verknüpfen sich auch im Namen die beiden Anlässe des Wochenfestes.
Wohnungen und Synagogen werden mit Ähren und Blumen geschmückt und es wird die Thora studiert.
Dieses Fest, so ist anzunehmen, feierten auch die Jünger und Jüngerinnen damals in Jerusalem. Sie feierten die Gabe der Thora, sie dankten für das Brot zum Leben als es sich ereignete, das Pfingstwunder und der Heilige Geist sie mit Sturmesbrausen und Feuerflammen erfasste und bewegte. Und sie ermächtigte, das Wort Gottes verständlich als Brot zum Leben zu predigen.
Fünfzig Tage nach Pessach wird Schawuot gefeiert. Fünfzig Tage nach Ostern feiern wir Christen Pfingsten. Der christliche hat hier seine Wurzeln im jüdischen Festkalender. Und jüdische Feste bilden den Hintergrund so mancher biblischen Erzählung.
Es war das Wochenfest, Schawuot, das zu Pfingsten in Jerusalem gefeiert wurde.
Johanna Wittmann