Max Ophüls Preis Jurybegründung 2022
Der Film überzeugt durch seine chronologische Erzählweise und die Inszenierung der Gegensätze zwischen traditioneller „Landidylle“ und anonymer Großstadt. Der Rhythmus der geräuschvollen Stadt wird durch ein vermeintlich ruhiges und harmonisches Heimatdorf aufgefangen. Die Suche nach der schmerzlich vermissten Geborgenheit im Schoß der Familie, endet in der gewaltsamen Wucht an Schuldzuweisung, die den Protagonisten auf unbarmherzige Weise zurück in die Anonymität der Stadt verbannt.
Der bewusste Einsatz von Farben, Musik und Ästhetik unterstreicht kraftvoll die Dynamik des schnellen Geldes mit dem eigenen Körper auf einem prekären Weg in die chinesische Upper Class.
Der Preis der ökumenischen Jury geht an „Moneyboys“ des Regisseurs C.B. Yi.
Den folgenden Text hat Tom Damm für die Internetseite von Interfilm geschrieben und er vermittelt einen Eindruck von unserer Arbeit:
Das 43. Filmfestival „Max Ophüls Preis“ vom 16. – 26. Januar 2022 wurde als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt, nachdem es im letzten Jahr nur virtuell an den Start gehen konnte. Der Spielfilm-Wettbewerb umfasste lediglich 10 Filme, was der einschränkenden pandemischen Situation in der Filmbranche geschuldet ist. Die Ökumenische Jury von Interfilm und Signis wird repräsentiert von Sabrina Maas, Merzig, Alexandra Palkowitsch, Wien, Wolf-Dieter Scheid, Saarbrücken und Tom Damm, Schwerte. In den Augen der Jury sind besonders drei der Newcomer-Werke zu nennen, die die Jury nachhaltig beeindruckt habt. In der Reihenfolge der Sichtungen sind dies „Riss im Fundament“, „Para:dies“ und „Moneyboys“. „Riss im Fundament“ ist ein Drama, das im Fahrwasser der „Me Too“-Debatte einen individuellen Entwurf darstellt und quasi die „Banalität des Bösen“ nachzeichnet. Der Film erzählt unaufgeregt, aber engagiert von sexistischer Diskriminierung einer jungen Frau in ihrem beruflichen Alltag, in dem ihre Karriere nur möglich scheint, wenn sie ihre Würde aufgibt. „Para:dies“ ist ein Beziehungsdrama, das durch eine besondere Filmidee besticht. Die beiden Protagonist:innen, eine Frau und ein Inter-Mensch, portraitieren ihre Beziehung, während sie von der Kamera einer Freundin begleitet werden, die alles aufzeichnet. „Moneyboys“ ist ein konventionell erzähltes Drama, im China der Gegenwart angesiedelt, in dem ein Moneyboy, also ein junger Callboy, über einige Jahre seines Lebens begleitet wird. Der Film inszeniert gekonnt die Gegensätze zwischen traditionellem Landleben und anonymer Großstadt-Existenz und thematisiert die Suche nach Geborgenheit, die Verarbeitung von Schuld, sich auflösende Familienstrukturen und die Liebe zwischen zwei Menschen, die in den geschilderten Welten immer gefährdet zu sein scheint. „Moneyboys“ ist zugleich ein wunderbarer Ausstattungsfilm mit gekonnter Farbdramaturgie und sensibel sowie angemessen eingesetzter Filmmusik. Der Film setzt mit beeindruckenden Bildern das Wasser als Leitmotiv ein für den Fluss des Lebens und die ständige Veränderung, der die Protagonst:innen ausgesetzt sind. „Moneyboys“ ist von der Ökumenischen Jury zum Preisfilm erklärt worden.