Bäriges
Die GlosseBäriges |
„Das muss nun wirklich nicht sein!“ – Ich gehe durch die Buchhandlung auf der Suche nach einem Hörbuch-Krimi für die nächste längere Autofahrt und komme an der Kinderbuchecke vorbei. Aus beruflichem Interesse schaue ich mal durch, was der Markt so zu bieten hat. Auffällig ist, dass seit einiger Zeit die religiöse Literatur für Kinder Konjunktur hat. Das mag mit der Besinnung auf Werte zu tun haben, die im Besonderen nun Kindern wieder nahe gebracht werden müssen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben. Wir wissen ja: Was Julchen nicht lernt, lernt Jule nimmermehr. – Beim Werte lernen, kann ja auch etwa Religion nicht schaden. Heute findet sich in der Buchecke eine Vielzahl von Kinderbibeln im Angebot. „Das muss doch nun wirklich sein!“ entfährt es mir beim Anblick einer Bibel mit dem Titel: „Teddys erste Bibel“. „So ein Kitsch, Infantilisierung pur, Verniedlichung! Was hat der Teddy mit der Bibel zu tun?“ empöre ich mich. Zugegeben, nach wie vor ist der Teddy ein beliebtes Kuscheltier und Vertrauter der Mädchen und Jungen. Und wenn Teddy eine Bibel hat, dann interessieren sich vielleicht auch Kinder für so ein altes Buch. Ja, wie bringt man Kindern die Bibel näher? Und warum eigentlich? Welche Geschichten sind für die Kleinsten geeignet. Da schlägt David Goliath tot. König David holt sich die Frau seines Heerführers. Überhaupt Betrug und Kriege die Fülle. Alles nichts für Teddys! Was steht wohl in Teddys erster Bibel? Eigentlich kann ich mir da nur die Schöpfungsgeschichte und die Weihnachtsgeschichte vorstellen. Da kommen Tiere vor, wenn auch keine Bären. Und die Botschaft ist, Tiere gehören von Anfang an dazu. – Das hört der Teddy gern. Welche Geschichten nun wirklich drinstehen, in Teddys erster Bibel, habe ich nicht nachgesehen. Ich bin ja auf der Suche nach einem Krimi. Doch da mich spannende Geschichten mit Mord und Betrug interessieren, könnte das ja auch für Bären so sein. Dann sollte auch die Geschichte von David und Goliath, von Adam und Eva und Jakob und Esau in eine Bibel für Bären und Mädchen und Jungen. Und war es nicht so, die Heiligen drei Könige sind doch dem Sternbild des Großen Bären gefolgt, sonst hätten sie Weihnachten gar nicht gefunden. Oder geht das jetzt zu weit? Johanna Wittmann Literarisches Archiv |