Friede
Friede
Jeder hat´s gehabt,
keiner hat´s geschätzt,
Jeden hat der süße Quell gelabt,
O wie klingt der Name Friede jetzt!
Klingt so fern und zag,
Klingt so tränenschwer,
Keiner weiß und kennt den Tag,
Jeder sehnt ihn voll Verlangen her.
Sei willkommen einst,
Erste Friedensnacht,
Milder Stern, wenn endlich du erscheinst
Überm Feuerdampf der letzten Schlacht.
Dir entgegen blickt
Jede Nacht mein Traum,
Ungeduldig rege Hoffnung pflückt
Ahnend schon die goldne Frucht vom Baum.
Sei willkommen einst,
Wenn aus Blut und Not
Du am Erdenhimmel uns erscheinst,
Unsrer schönern Zukunft Morgenrot!
Dieses Gedicht schrieb Herrmann Hesse am 11. Oktober 1914.
Es ist mit drei weiteren Gedichten nach dem 1. August 1914 im Simplicissimus erschienen.