Wie Feuer und Sturm – Pfingstgeschichte
Wie Feuer und Sturm
Die Pfingstgeschichte erleben
Sich spielerisch in beschriebene Ereignisse hineinzuversetzen ist eine Möglichkeit, sich biblische Geschichten zu erschließen. Das Erzählte wird so in gewisser Weise selbst nachvollzogen, erlebt. In Gedanken versetzen wir uns an den erwähnten Ort, gestalten ihn mit einfachen Hilfsmitteln, spüren der Atmosphäre und den Gefühlen und Beweggründen der Beteiligten nach.
Apostelgeschichte, Kapitel 2, Verse 1-4
Im Haus…
In einer Ecke des Raumes wird mit Stühlen, Tischen und Decken ein Haus gestaltet. In diesem engen Raum drängen sich Menschen zusammen. Sie verbarrikadieren sich, verschließen die letzten Öffnungen. „Kommt da jemand?“… „Ob sie uns finden?“ – „Psst, nicht so laut, man kann uns hören!“ – „ Es ist alles aus. Keine Ahnung, wie es weitergehen kann. Alles was war, ist verloren, unsere Pläne, eine neue Gerechtigkeit für alle. Keine fremden Herrscher mehr … alles dahin!“ – „Wenn sie uns erwischen, bringen sie uns auch um. Wo sollen wir nur hin?“ „Psst, draußen sind Schritte zu hören!“ – „Ich versuche, wieder in meinem alten Beruf zu arbeiten. Vielleicht kann ich ja wieder zuhause einziehen?!“ – „Du kannst jetzt hier nicht raus, wenn Dich jemand erkennt. Du gefährdest uns alle.“ Die Angst steht im Raum, zusammengesunkene Gestalten, zwischendurch aufschreckend, abtauchend.
„Und als der Tag des Wochenfestes endlich da war, waren sie alle an einem Ort zusammen.“ (Apg. 2,1)
…und draußen wird gefeiert
In den Straßen und auf den Plätzen in Jerusalem herrscht ein buntes Treiben. Leute aus unterschiedlichsten Ländern beleben die Stadt. Sie tragen ihre Opfergaben, Gerste und Weizen mit sich. Das Wochenfest ist ein Wallfahrtsfest am Übergang vom Frühling zum Sommer, 50 Tage nach Pessach (Passah). Menschen begrüßen sich, zeigen sich ihre Früchte. Stimmen und Klänge wogen durch die Straßen. Betriebsamkeit und freudige Erregung, ja Heiterkeit erfüllt die Stadt.
…Sturm und Feuer
Eine kleine Gruppe nimmt sich rote Tücher. Eine rote Welle formiert sich, bewegt sich, treibt flackernd auf das Haus zu. Die rote Welle zieht um das Haus, immer wieder, mal schneller, mal langsamer. Es kommt eine Gruppe hinzu, formiert als Sturm, weiße, graue und schwarze Tücher zischen durch die Luft. Durch das Schwingen der Tücher entsteht Wind, Luftbewegung. Die Flammen werden in das Haus getrieben. Es wird eng und warm. Jetzt kommt Bewegung in die Menschen, die sich im Haus verbarrikadiert hatten. Sie fangen an, die Barrikaden abzubauen, der Raum wird weiter. Die Türen öffnen sich und Feuer und Sturm treiben die Menschen aus der Enge in die Weite der Stadt. Der Raum ist voller Energie.
Aufatmen, sich aufrichten, Schritte tun, erst vorsichtig, dann gewisser. Die Ängste bleiben im Haus. Ja, es ist wahr, leider. Jesus wurde gekreuzigt und mit ihm all die Hoffnungen. Doch dieser Tod ist nicht das Letzte.
„Da kam plötzlich vom Himmel ein Tosen wie von einem Wind, der heftig daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jede und jeden von ihnen ließ sich eine nieder.“ (Apg. 2,2.3)
…hinaus zu den Menschen
Wir leben noch. Es brauchte seine Zeit. Und viel Ermutigung, Wärme und Loslassen. Es brauchte Urkräfte. Wir leben wieder und mit uns die Hoffnungen und das, was wir mit ihm erlebt haben. Wunder geschehen, auch heute. Und heute war das größte Wunder, dass wir das Haus verließen und in die Weite gingen, dass wir aufgestanden sind, gegangen sind und Worte, Lebensworte für uns und die, denen wir begegnet sind, gefunden haben.
„Da wurden sie alle von heiliger Geistkraft erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden; wie die Geistkraft es ihnen eingab, redeten sie frei heraus.“ (Apg. 2,4)
„Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Beglückt vom Leben und voller neuer Eindrücke verlassen wir Jerusalem und den Raum der Geschichte. Kehren heim, um heilsame Erfahrungen reicher.
Johanna Wittmann
Schawuot, das jüdische Wochenfest wurde in diesem Jahr am 12. Mai gefeiert.